Allgemein verfügbar waren im Mittelalter Leinen und Wolle, wobei Leinen für die Unterbekleidung verwendet wird (Bruche, Unterhemd, Unterkleid) und Wolle für die Oberbekleidung (Beinlinge, Strümpfe, Tunika, Schecke, Kleid, Mantel, Gugel, Gardecorps…).
Leinen:
- Als Futter ist Leinen insbesondere dann geeignet, wenn es stabilisierend wirken soll (z.B. eng geschnürte oder geknöpfte Frauenkleider, Verstärkungen an der Knopfleiste oder an Säumen)
- Ist an heißen Tagen der beste Stoff, den es gibt. Baumwolle erzeugt im Vergleich einen Hitzestau.
- Nachteil: so gut wie nicht dehnbar, deshalb schlecht geeignet für Beinlinge, auch wenn es schön robust ist
- Leinen für Oberbekleidung ist in wenigen Fällen bekannt, doch besteht hier schon mal grundsätzlich das Problem, dass Leinen nur sehr schwer zu färben war (→ Farben), da die tierischen Fasern sich schlecht dauerhaft mit den Farbstoffen verbinden.
- Kann in die Kochwäsche
- Strahlend weiße, dünne und fein gewebte Leinenstoffe waren weitaus kostbarer als das „Bauernleinen“ (man denke an das Märchen von Rumpelstilzchen).
Wolle:
- Auch als Futter verwendbar; z.B. Gugeln füttert man besser mit einem kuscheligen Wollstoff. Ebenso Gardecorps und Houppelande: werden mit Wollfutter erst so richtig kuschlig. Bei richtig ekligem Wetter zieht Leinen außerdem Feuchtigkeit.
- Vor allem dünne Wollstoffe sind nicht sehr robust, aber knitterfrei und machen einen schönen Faltenwurf .
- Wolle ist unterschiedlich dehbar, das muss man im Geschäft ausprobieren. Schöne figurbetonte Kleider können ganz ohne komplizierte Schnittmuster durch den richtigen Stoff erreicht werden. Zu dehnbare Stoffe, insb. dünne, beulen aber aus oder verziehen sich beim Tragen durch das Eigengewicht..
- Qualitäten: Wolle gibt es dünn gewebt, dick gewebt, gewalkt (= verfilzt und verdichtet = Loden), aufgerauht, in verschiedenen Webarten (Leinwandbindung, verschiedene Köperbindungen). Alles das gab´s im Mittelalter auch schon und wurde/wird je nach Zweck des Kleidungsstückes verwendet. Feines Tuch aus Flandern war ein Statussymbol; superfeine Wollstoffe waren also auch schon wieder ein Oberschichten-Merkmal.
- Edelfasern wie Kaschmir, Merino und Angora sind eher ungeeignet. Kosten dreimal so viel und waren im deutschen Raum nicht einheimisch (→ Wikipedia).
- Außerdem aufpassen, keinen Jersey und keinen Strickloden zu kaufen.
- Wolle in der Waschmaschine möglichst nur im Wollwaschgang. Falls der Stoff vor dem Nähen schon im Feinwaschgang gewaschen wurde und das gut überlebt hat, kann man die Klamotte auch später so waschen. Nur möglichst nicht schnell schleudern.
- Auch wenn alle denken, dass es Selbstmord ist, im Sommer Wollkleider zu tragen – Wolle ist unglaublich atmungsaktiv und schafft es irgendwie, ein körpereigenes Mikroklima aufzubauen. Probiert´s aus ;)
Baumwolle
Im Mittelalter auch im deutschen Raum verfügbar, aber aus Indien bzw. Arabien importiert, deshalb teuer. Trägt sich außerdem am heißen Tagen weniger angenehm, da es viel mehr Hitzestau erzeugt als Leinen.
Barchent
War ein im Spätmittelalter schon in Massen gehandeltes Baumwolle-Leinen-Mischgewebe. Nach meinen letzten Informationen sieht dieser Stoff aber einem heutigen Halbleinenstoff absolut nicht ähnlich. Wer näheres weiß, her mit den Infos!
Seide
Beachte: Samt existierte im Mittelalter nur als Seidensamt. Extrem kostbar!